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Hof-Land: Ausgestoßene im eigenen Land December 25, 2016

Posted by OromianEconomist in #OromoProtests.
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Odaa OromooOromianEconomist

Hof-Land

Ausgestoßene im eigenen Land

Verfolgt, geflohen und aufgenommen. In Oberkotzau trifft sich regelmäßig eine Gruppe junger Menschen der Oromo-Ethnie aus Äthiopien.

 
Junge Oromo mit der verbotenen Flagge ihres Oromo-Landes: Sie sehnen sich nach einem friedlichen Leben.  

Oberkotzau Eine große, bunte Gruppe junger Menschen ist diese Woche Gast im Bürgertreff Oberkotzau gewesen. Leiter Peter Braun hatte erfahren, dass sich in Hof die Gruppe Oromo Family unter der Obhut von Monika Lauterbach zusammengefunden hat. Seit etwa einem Jahr und beginnend mit einem Sprachkurs begleitet die Hoferin Monika Lauterbach die jungen Leute auf ihrem Weg der Integration in eine für sie völlig neue Welt.

In Oberkotzau wurde vor einigen interessierten Jugendlichen und Erwachsenen eingangs die geografische Lage Äthiopiens und der Hochebene Oromo gezeigt; ergänzend dazu berichteten die jungen Oromo von der politischen Situation. Das berichteten sie: Das fruchtbare Ackerland auf der Hochebene ist begehrt, die Rechte der dort ansässigen Bauern und Arbeiter spielen keine Rolle mehr. Es soll an ausländische Investoren verkauft werden, manches ist schon verkauft. Es werden lieber Blumen und Ölsaaten angebaut und keine Grundnahrungsmittel und Kaffee. Wer sich gegen Übergriffe wehrt, wird erbarmungslos verfolgt, eingesperrt, gefoltert und verprügelt. Viele Menschen verschwinden einfach. Dagegen gehen die Menschen auf die Straße und halten Demonstrationen ab, die aber blutig niedergeschlagen werden.

Die äthiopische Regierung achtet die Rechte der Bevölkerung nicht, so der Bericht, und verfolgt die Ethnie der Oromo, sie setzt mit Gewalt und Willkür ihre Ansprüche durch. Das sind die Gründe, warum viele junge Menschen ihre Heimat verlassen müssen, wenn sie überleben wollen. Wenn sie an Demonstrationen teilgenommen, sich gegen die Wegnahme ihrer Farmen gewehrt haben, werden sie gesucht, eingesperrt, getötet. Die Farmen haben die Menschen von ihren Eltern übernommen oder geerbt, das Land, das sie bebauen, gehört dem äthiopischen Staat.

Auf abenteuerlichen und gefährlichen Wegen sind die Oromo vielfältigen Gefahren ausgesetzt, ehe sie in Europa ankommen. Unterwegs haben sie viele Menschen sterben sehen. “Deutschland – das bedeutete für uns Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit”, berichtete einer der Oromo-Jungen. Wir sind von Land zu Land geflohen auf der Suche nach Sicherheit und Leben.

“Erst in Deutschland haben wir eine menschenwürdige Behandlung erfahren. Selbst in Italien mussten wir – Jungen wie Mädchen wie Kinder – auf der Straße schlafen, ohne Decke, ohne Essen und Trinken. Wir wollen hier lernen, und wenn es möglich ist, zurückkehren in unsere Heimat, um unser Wissen weiterzugeben.” Für die Frauen allerdings bedeutete Italien einen ebenfalls schwierigen Teil der Reise – sie waren allen Angriffen schutzlos ausgeliefert und hatten kaum eine ruhige Nacht.

Monika Lauterbach lernte die Gruppe als “freundlich, wohlerzogen und sehr höflich” kennen. Einmal wöchentlich trifft man sich. Als Dolmetscher hilft ein Landsmann, der schon länger in Hof ist und die deutsche Sprache gut beherrscht.

Inzwischen begleitet Lauterbach die jungen Menschen auch zu den Anhörungen nach Zirndorf. “Es ist gut, wenn jemand dabei ist, der Beistand leistet und bestimmte Dinge erklären und klären kann,” betont sie. Wie kann man erklären, dass ein Oromo keinen Pass besitzt? “Nicht viele Menschen in Äthiopien besitzen Pässe, Oromos bekommen Pässe zu den gleichen Bedingungen wie Ausländer – sie werden diskriminiert. Sie erhalten Pässe erst nach dem 18. Geburtstag, Geburtsurkunden gibt es in den seltensten Fällen.”

Gute Erfahrungen macht Lauterbach in der Zusammenarbeit mit der Stadt Hof, der Arbeitsagentur und der Volkshochschule in Hof. Vereinbarungen auf Regierungsebene zwischen Deutschland und Äthiopien sind ihrer Meinung nach höchst gefährlich, weil nicht mit offenen Karten gespielt wird. Die äthiopische Regierung hat nicht vor, die Rückkehrer beziehungsweise die ausgewiesenen Landsleute freizulassen und ihnen ihr Land zurückzugeben. Sie würden in Gefängnissen verschwinden.

Fast alle in der Gruppe haben in Äthiopien die Schule besucht. “Aber es reichte, dass ein Familienmitglied an einer Demonstration teilgenommen hat oder in der Freiheitsbewegung war, schon wurde die ganze Familie verfolgt”, berichtet einer der jungen Männer. Nun sind bereits zwei Kinder in Deutschland geboren. Eines besucht in Hof einen Kindergarten, das zweite ist noch ganz klein. Einige Gruppenmitglieder absolvieren Praktika, sind in der Berufsschule, manche haben bereits feste Arbeitsplätze, sie spielen Fußball in Vereinen. Sie sprechen Deutsch und sind auf der Suche nach Frieden und Normalität, wollen arbeiten und lernen und in Handwerksberufen Lehren machen.

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